Fliehende Stürme & Angst4

Fliehende Stürme

Wenn der eigene Bandname immer wieder als Referenz in anderen Bandbiografien auftaucht, um Anhaltspunkte zu geben, man selber aber nicht „klingt wie“, dann hat man einen eigenen Sound geschaffen, den andere gerne erreichen würden. Fliehende Stürme taucht dabei ausschließlich in Verbindung mit anderen Bandnamen auf, denn keine andere Band klingt derzeit so, und selbst eine Coverband hätte es schwer nach der Transformation, die irgendwann in den frühen 80ern von CHAOS Z zu FLIEHENDE STÜRME stattfand, diesen Sound aus seinen einzelnen Bestandteilen auch nur annähernd identisch nachzubauen.
Für nicht wenige waren Chaos Z eine der ersten deutschen Hardcorebands und für noch mehr eine Kultpunkband mit einem kompromisslosen Sound, der neben Discharge auch Bands wie den Joy Division Vorgänger Warsaw, The Wall oder the Pack zu seinen Einflüssen zählte. Der Wechsel des Bandnamens war ein konsequenter Schritt für die Öffnung gegenüber anderen Stilen wie New Wave, Post-Punk, frühem Gothic, und dem Einsatz von Keyboards, um daraus einen eigenen Soundkosmos zu kreieren, in dem Andreas Löhr als einziger Originalüberlebender seither als Fliehende Stürme einsam seine Kreise zieht. In den ersten Jahren noch mit wechselnder Besetzung, dann mit einer Band, die seit nunmehr 2010 mit Andreas Löhr, Jens Halbauer und Uwe Hubatschek unverändert stabil ist.

Die Zutaten sind kein Geheimnis: Deutsche Texte, obwohl es sich auf englisch sicher gewichtiger anhören würde, ein eigenwilliges und unverkennbares Gitarrenspiel, unverwechselbarer Gesang, ein Schlagzeug, das mehr als nur Rhythmusgeber ist, zielgerichtet eingesetzte Synthesizersounds und ein Bass, der ebenfalls sein Eigenleben hat. Alles trägt eine klare Handschrift, ist vordergründig unaufgeregt, aber trotz aller Melancholie stets rau, aggressiv und tritt musikalisch auch nach so langer Zeit mit stetig kleinen Schritten nie auf der Stelle.
Melancholie und Hoffnungslosigkeit, im Kleinen wie im Großen, wozu den Kopf hängen lassen, wenn es ohnehin kein Entrinnen gibt? Schatten, Dunkel, Chaos, dem mit hocherhobenem Kopf begegnet wird, statt die Schultern hängen zu lassen und in Selbstmitleid zu versinken, das war, das ist und das bleibt Punk, denn wo andere längst aufgeben, tanzen wir weiter. Ja, Hoffnungslosigkeit und Scheitern kann so schön sein.

Um die Frage zu beantworten, wann Du es als Band „geschafft“ hast, Deinen eigenen tanzbaren Sound und Kosmos zu kreieren? Wenn auf dem Plattenteller Deine LP landet, die eine Hälfte nickend auf die Tanzfläche sprintet, während der Rest einfach weitertanzt, anschließend zum DJ geht, um zu fragen, was da gerade lief.

Heute wird oft gerne der Begriff Post-Punk verwendet, weil alles irgendwann einmal „Post“ ist, aber wenn das bei Fliehende Stürme greifen sollte, dann im Geiste der ganz frühen 80er, als Post-Punk alles sein durfte, nur nicht eindimensional.
Mit dem unverkennbaren Soundkosmos und den klaren Texten, die stets greifbar bleiben und nie abgedroschen wirken, haben Fliehende Stürme sich über die Jahre eine hingebungsvolle Fangemeinde erspielt, die szeneübergreifend funktioniert und bei genauem Hinsehen ein „buntes“ Publikum anspricht, schließlich gibt es viele Abstufungen von Schwarz.

Wir freuen uns diese tolle Band in unserem Café zu präsentieren.

Gäste an diesem Abend sind Angst4 aus Saarbrücken.

Angst4 aus Saarbrücken haben sich dem Postpunk und Coldwave verschrieben und transportieren dieses Gefühl in die heutige Zeit. Abseits ausgetretener Pfade musizieren sie minimalistisch als Trio mit DIY-Attitüde und starken Anleihen an die düsteren Klänge der frühen 80er Jahre. Ihre Songs kommen, beklemmend-kühl, doch irgendwie vertraut und überraschend zeitgemäß rüber. Treibende Bassläufe, sphärische Synthies und enigmatischer Gesang verdichten sich dabei zu einem durchdringenden, sehr tanzbaren Sound. Wenn auch die Band sich als Live-Band versteht, sind ihre Auftritte bislang rar gesät – ein echter Geheimtipp!
Info: angst4.bandcamp.com

Einlass: 19 Uhr
Beginn: 20 Uhr